Was ist Künstliche Intelligenz (KI)?
Künstliche Intelligenz oder auch KI ist eine Technologie, welche Informatik und leistungsfähige Datensätze miteinander kombiniert. Dabei ermöglichen maschinelles Lernen und Deep Learning die Simulation menschlicher Intelligenz (vgl. Fraunhofer IKS 2024). KI kann also alleine oder in Kombination mit Technologien der z.B. Robotik, Aufgaben übernehmen und Probleme lösen, die eigentlich menschliche Interventionen erfordern würden (vgl. IBM 2024).
John McCarthy (2004) definiert künstliche Intelligenz als „Wissenschaft und Entwicklung der Herstellung intelligenter Maschinen, insbesondere intelligenter Computerprogramme“.
Auch Kunst und Kultur werden durch die KI stark beeinflusst. So betont Prof. Dr. Benjamin Jörissen die Beschleunigung der Datafizierung unserer kulturellen Lebenswelten, einschließlich (Alltags-)Kultur, Persönlichkeit und Individualisierung der Gesellschaft (vgl. Deutsche UNESCO-Kommission, 2023). Generative KI hat Einfluss auf die kreative Schöpfung, Post-Production, Kuratierung und Archivierung. Sie kann zum Instrument und Dialogpartner von Künstler*innen werden und einen Beitrag für den Schutz kultureller Vielfalt und Teilhabe leisten.Mit dem Hype um den Einsatz von KI nehmen auch die Forderung nach Regulierung für eine ethische Entwicklung und Nutzung von KI zu. Entsprechend bietet die „UNESCO-Empfehlung zur Ethik der Künstlichen Intelligenz“ einen klaren Regulierungsrahmen für die ethische Entwicklung und Nutzung von KI. Ein „libertäres Laissez-faire [ist] keine Option“ (vgl. Deutsche UNESCO-Kommission 2023).
Zusammenhang von Mensch und KI
Was ist Kreativität?
Kreativität wird oftmals als definierendes Merkmal von Menschen angesehen. Seit einiger Zeit wird jedoch auch diskutiert, ob KIs dazu in der Lage sind, (künstlerisch-)kreativ zu sein. Eine Kritik maschineller Kreativität ist, dass sie deterministisch fungiert; das heißt, ihren Output durch den aufgenommenen Input erzeugt. Vor allem im Bereich des Machine Learning (ML) lernt die KI mit vielen Daten und kommt auf Wegen zu einem Ergebnis, die für Programmierer nur schwer nachvollziehbar sind. Auch Menschen erzeugen Werke nicht aus dem „Nichts“, sie kombinieren oftmals Eindrücke und Erfahrungen, die sie aufgenommen haben, und kombinieren diese auf komplexe und undurchschaubare Weise, sodass das Resultat dessen neu anmutet. Somit ergeben sich Parallelen in der Herangehensweise von Mensch und Maschine hinsichtlich kreativer Prozesse (vgl. Schröter 2021).
Arthur I. Miller („The Artist in the Machine“) prognostiziert drei Arten von Verhältnissen zwischen Mensch und Maschine im künstlerisch-kreativen Kontext:
- allein arbeitende menschliche Künstler*innen
- Kooperation zwischen Mensch und Maschine
- KIs mit Bewusstsein und Emotion, die alleine arbeiten
Er plädiert dafür, die KI nicht als Werkzeug zu betrachten, sondern als etwas, was die menschliche Kreativität erweitere.
KI-Kunst bestehe dementsprechend aus hybriden Netzwerken, zusammengesetzt aus menschlichen und nicht-menschlichen Akteur:innen (vgl. Scorzin 2021)
Kollaboration zwischen Mensch und Maschine
„Komputersysteme können so kreativ sein, wie unser Verständnis von Kreativität reicht, nicht mehr und nicht weniger.“ (Bibel 2007) Ob die KI in Sachen Kreativität auf Augenhöhe mit dem Menschen ist, ist letztlich eine Sache der Perspektive, nämlich „[…] wie, wo und von wem AI Art betrachtet wird […]“ (Scorzin, 2021). Kollaboration Arbeiten zwischen Mensch und KI sind aktuell besonders präsent (vgl. Scorzin 2021; Lenzen 2019; Miller 2019). Die KI wird oftmals als ein „[…] halb-)lebendig handelnder Akteur neben anderen aktiven Mitwirkenden […]“ gesehen (Scorzin 2022, S. 4). Der Grad der Autonomie des jeweiligen KI-Modells ist sehr ausschlaggebend.
Zeitalter des Posthumanismus
Der Mensch soll nicht mehr im Zentrum stehen, sondern mit Tieren, Natur und eben auch Maschinen gleichgestellt werden. Es gibt (wissenschaftliche) Positionen, die den Menschen als (hochkomplexe) Maschine betrachten: Transhumanist und Physiker Frank Tipler, Mathematiker Alan Turing und Literaturwissenschaftlerin Katherine Hayles (vgl. Krüger 2019, S. 212f.). Sie gehen davon aus, dass der Mensch demnach eine Maschine sei und eben dadurch auch durch solche ersetzbar sei. So könne das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine neu gedacht werden und KI-Kunst als Erweiterung des künstlerischen Prozesses des Menschen gesehen werden (vgl. ebd., S. 121).
Die Aura eines Kunstwerks (Walter Benjamin) – Rezeption von KI-Kunst
Walter Benjamin geht von einer Aura von Kunstwerken auf, die als einzigartige unmittelbare Präsenz zu verstehen ist. Diese Aura entsteht durch die Kombination der Authentizität und Originalität des Kunstwerks mit dessen Entstehungsgeschichte und -kontext.
Durch die digitalen Reproduktionstechniken wie bspw. durch KI sieht Benjamin die Aura eines Kunstwerkes beeinträchtig. Die einzigartige Präsenz des Originals geht verloren, was zu einer Entfremdung des Betrachters von der Aura des Kunstwerkes führen kann. Dieser Verlust kann nach Benjamin mit sich bringen, dass Kunstwerke ihre kulturelle und ästhetische Bedeutung verlieren und zu einem bloßen Konsumobjekt werden.
Exkurs: NFTs
Non-Fungible Tokens (NFTs) sind Echtheitszertifikate für ein digitales Werk, das auf einer Blockchain (= gemeinschaftlich geführtes Register in digitaler Form) hinterlegt ist. Somit ist das NFT nicht das Artefakt selbst, sondern eine Besitzurkunde, die vor Veränderungen und Kopien des Artefakts schützt.
Viele aktuelle Künstler*innen arbeiten mit NFTs, wodurch das Verhältnis von Mensch, Technik und Natur künstlerisch neu verhandelt wird. Ursprünglich hatten Anil Dass und Kevin McCoy die Idee der NFTs, damit Digitalkünstler*innen einfacher mit ihren Werken handeln und diese besser schützen können. Aktuell findet jedoch eine technische Vereinigung von Kunst- und Finanzwelt statt.
Quellen
Scheer, Ursula: Keine Angst vor NFT. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung 2021 (180), S. 14.
Schoder, Angelika: Walter Benjamin und die digitale Aura. In: https://musermeku.org/aura-walter-benjamin/ (letzter Aufruf: 06.06.2024).
Künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen – Fraunhofer IKS. (o. D.). Fraunhofer-Institut für Kognitive Systeme IKS. https://www.iks.fraunhofer.de/de/themen/kuenstliche-intelligenz.html (letzter Aufruf: 07.06.2024)
Künstliche Intelligenz in Kunst und Kultur – Potenziale und Risiken | Auftakt zur Werkstatt-Gesprächsreihe 2023/24. (o. D.). Deutsche UNESCO-Kommission. https://www.unesco.de/wissen/ethik/kuenstliche-intelligenz/kuenstliche-intelligenz-kunst-und-kultur-potenziale-und (letzter Aufruf: 07.06.2024)
Was ist künstliche Intelligenz (KI)? | IBM. (o. D.). https://www.ibm.com/de-de/topics/artificial-intelligence (letzter Aufruf: 07.06.2024)